Monika Risi
In vielen Betten ist die Sprachlosigkeit gross.Was mich in der Sexualität berührt und bewegt, scheint im ersten Höhenflug derVerliebtheit einfach zu zeigen und zu leben.
Da beim Kennenlernen und in jungen Beziehungen das Zusammensein von fortlaufenden Ermutigungsspritzen begleitet ist, haben beide die Möglichkeit, sich kooperativ und aufeinander zugehend zu verhalten. Das Gemeinschaftsgefühl scheint stabil, da es ständig gegenseitig genährt wird.
Wer kennt das nicht. Die heisse Liebesphase der Verliebtheit kühlt langsam ab. Das symbiotische Aufeinanderbezogen-Sein lockert sich. Die zuvor aufgelösten Grenzen werden wieder erkannt. Wir erleben, dass wir ein eigenständiger Mensch sind, der Autonomie braucht, um sich entwickeln zu können. Da beginnt der Alltag. Neue Herausforderungen stehen im Schlafzimmer und anderen Räumen. Herausforderungen zum Bewältigen, damit sich die Liebesbeziehung entwickelt und dadurch langfristig lebendig bleibt.
Mit zunehmender Dauer der Beziehung nehmen oft die gegenseitigen Aufmerksamkeiten und Ermutigungen ab. Es können sogar Entmutigung oder Ablehnung entstehen. Das Interesse schwindet und dadurch wird die Kommunikation zunehmend vermindert. Eigene Interpretationen, die meinen Lebensstil bestätigen, werden mit dem Partner wenig überprüft. Unsere Ansicht, unsere Einschätzung wird als Wahrheit angeschaut. Dies kann zu Missverständnissen führen, was ein idealer Nährboden für Konflikte darstellt. So bestätigen wir uns manchmal selbst, was wir schon glauben und werden dabei zunehmend entmutigt.
Seit bald 20 Jahren berate ich Paare und Einzelpersonen, arbeite mit Paargruppen und Seminaren. Bei jeder Beratung fliesst die Individualpsychologie ein, weil sie für mich und die Klienten sehr verständlich, konkret, unterstützend und umsetzbare ist. Gerade im Bereich Liebe und Sexualität trägt die Ermutigung, das Kennen und Verstehen des eigenen Lebensstils und das Gemeinschaftsgefühl viel zum Gelingen bei. Da können wir als Beratende mit der Individualpsychologie sehr viel anbieten.
Durch unterstützende Ermutigung von der Beratungsperson, wie auch die gegenseitige Ermutigung, das Interesse und die Anteilnahme als Paar, kann wieder zu mehr Verständnis und Kooperation führen. Eine wohlwollende Sprache kann im Beratungskontext wieder beginnen und durch Aufgaben zu Hause weitergeführtwerden.
Nur ein gut entwickeltes Gemeinschaftsgefühl gibt uns die Fähigkeit, Empfindungen wahrzunehmen, sie einzuordnen und zu diesen Gefühlen zu stehen. Sich während der sexuellen Aktivität einander wirklich zuzuwenden und einander anzusehen, ja ineinander hineinzuschauen. Dies erfordert viel Mut. Es kann ein Austausch mit viel Offenbarung sein, wobei die Liebenden ebenso mit sich selbst, wie mit dem Partner konfrontiert werden. Sie vertrauen sich dem Partner an mit allen momentanen Gefühlen und Ausdrucksmöglichkeiten. Da können wir als Menschen Intimität erleben undtief ermutigt werden.
______________________________________
Für alle Beratenden, die gerne ihre Sicherheitund Kompetenzen beim Beraten von sexuellen Themen erweitern möchten, empfehle ich den Tagesworkshop am
16. November2024, organisiert vom Alfred AdlerInstitut Erziehung und Familie an der Leutholdstrasse 12 in Zürich
______________________________________
Monika Risi Widmer, www.monikarisi.ch
David Zeindler
Artikel lesenVortrag mit Barbar Bader-Ehrler
Artikel lesen